| Flüchtlinge

„Wir vertrauen auf Gott“

Bischof Meletios Meletiadis über die Situation der Flüchtlinge in Griechenland

Das Flüchtlingsabkommen zwischen der Europäischen Union und der Türkei ist zwei Jahre alt. Wie sieht es heute aus in Griechenland und wie geht es den Flüchtlingen dort? Darüber hat Stephan Braun mit Meletios Meletiadis gesprochen. Er ist "Moderator" (Bischof) der Griechischen Evangelischen Kirche und hat seinen Sitz in Volos, einer Hafenstadt auf halber Strecke der Luftlinie zwischen Thessaloniki im Norden und Athen im Süden. Die Evangelische Griechische Kirche ist eine Partnerkirche des Gustav-Adolf-Werks. 

Meletios Meletiadis, Moderator der Griechischen Evangelischen KircheGAW/EMH

Herr Meletiadis, das Flüchtlingsabkommen zwischen der Europäischen Union und der Türkei, ist jetzt zwei Jahre alt. Wie sieht die Situation bei Ihnen aus?
Seit Anfang 2018 ist die Zahl der Flüchtlinge gestiegen, die aus der Türkei nach Griechenland einreisen. Im Gegensatz zu 2015 und dem ersten Teil des Jahres 2016 kommen sie diesmal nicht vorwiegend auf die Inseln, sondern über den Fluss Evros, die einzige Landgrenze zwischen Griechenland und der Türkei. Im Vorjahr geschlossene Camps wurden wieder geöffnet, um die Neuankömmlinge aufzunehmen. Dazu zählt auch das Camp in Volos. Auf den Inseln wartet nach wie vor eine hohe Zahl von gestrandeten Flüchtlingen auf die Bearbeitung ihrer Asylanträge.

Wie weit beeinflussen die türkischen Behörden die aktuelle Situation?
Die steigende Zahl von Flüchtlingen und die jüngste Rhetorik türkischer Politiker gegen Europa und insbesondere gegen Griechenland lässt vermuten, dass wir vor einer orchestrierten Operation des türkischen Staates stehen, um die EU unter Druck zu setzen.

Wie geht es den Menschen im Flüchtlingslager? Was sind ihre Zukunftsperspektiven?
Sehr unterschiedlich. Die Situation in den Lagern auf den Inseln ist nicht gut, wie Sie wahrscheinlich aus den Nachrichten wissen. Auf dem Festland haben sich die Bedingungen im Vergleich zur Situation von vor zwei Jahren deutlich verbessert. Familien leben in gut ausgestatteten Wohneinheiten und können verschiedene EU-Programme in Anspruch nehmen. Doch ihre Zukunftsperspektiven sind hier wie dort nicht sehr vielversprechend. Das liegt vor allem an der enormen Arbeitslosigkeit, die Griechenland ohnehin schon hat sowie an den mangelnden Sprach- und Berufskenntnissen vieler Flüchtlinge. Und es liegt daran, dass nach dem EU-Türkei-Abkommen alle Flüchtlinge hier im Land bleiben müssen, die nach dem 16. März 2016 in Griechenland angekommen sind. Was werden diese Leute hier ohne Arbeit machen? 

Flüchtlingslager in Idomeni. Auch hier engagiert sich das GAW Württemberg.EPD/Thomas Lohnes

Können Sie die Flüchtlinge im Volos Camp besuchen und ihnen helfen?
Eine der ersten Institutionen, an die sich die lokalen Behörden gewandt und um Hilfe gebeten haben, war das evangelische Pfarramt in Volos. Über dieses Vertrauen sind wir sehr froh. Allerdings hindern uns bisher noch neue, staatliche Vorschriften an der Hilfe, die dringend gebraucht wird und die wir so gerne leisten würden. Aber wir arbeiten daran, die neuen Vorgaben zu erfüllen.

Haben Sie denn die Mittel, den Flüchtlingen zu helfen?
Derzeit haben wir keine. Denken Sie nur daran, dass Griechenland eine schwere, zehnjährige Wirtschaftskrise durchlebt hat. Wir mussten Lohn- und Rentenkürzungen und hohe Steuern hinnehmen, die Kaufkraft ist stark gesunken. Eine wachsende Zahl von Griechen ist selbst arm geworden und auf Hilfe angewiesen. Dennoch wollen wir die Flüchtlinge in christlicher Liebe aufnehmen. Was die finanzielle Hilfe anbelangt, vertrauen wir auf Gott. Er handelt durch den Geist der Güte und Solidarität unserer Partner wie dem Gustav-Adolf-Werk. Dafür sind wir dankbar. Wenn ich eine Bitte äußern darf: Beten Sie für das Ende des Krieges in Syrien. Wenn die Kriege nicht enden, werden wir weiterhin Flüchtlinge aufnehmen. Ich bin mir nicht sicher, ob Europa das leisten kann ohne eigene soziale Probleme zu bekommen.

Mehr News

  • Datum: 08.05.2024

    Herz und Herz - Der Song zum Innovationstag

    „Herz und Herz vereint zusammen" - die Band „Weida & Mohns“ hat für den Innovationstag der Landeskirche Zinzendorfs Kirchenliedklassiker neu arrangiert. Für Gemeindebands bieten sie Noten, Arrangements und Materialien zur Nutzung in Gemeinden an.

    Mehr erfahren
  • Datum: 08.05.2024

    FAQ: Himmelfahrt und Pfingsten

    Wie gehören Himmelfahrt und Pfingsten zusammen? Was hat es mit den Flammen auf den Köpfen auf sich und was mit den vielen Sprachen? Und woher kommt der Name „Pfingsten“? Pfingsten und Christi Himmelfahrt sind erklärungsbedürftig - Pfarrer Dan Peter gibt Antworten.

    Mehr erfahren
  • Datum: 08.05.2024

    Kommunal- und EU-Wahl: Infos der Landeskirche

    Am 9. Juni 2024 finden bundesweit die EU-Wahl und in Baden-Württemberg auch die Wahl zu den Gemeinde- und Stadträten statt. Auf unserer Sonderseite zur Europa- und Kommunalwahl 2024 finden Sie Stellungnahmen, Infos zu kirchlichen Aktionen und mehr.

    Mehr erfahren
  • Datum: 08.05.2024

    Ein Nagelkreuz als Zeichen der Versöhnung

    Ein Kreuz aus Coventry, bestehend aus drei Nägeln, ist seit Jahrzehnten ein Symbol für die Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg und den Sinn von Friedensarbeit. Dieser Idee fühlen sich auch in Württemberg sechs Nagelkreuzzentren verpflichtet.

    Mehr erfahren
  • Datum: 08.05.2024

    Klimakrise und Spiritualität: Veranstaltungstipp

    „Herausforderung Klimakrise – Schöpfung neu entdecken“: zu dieser Veranstaltung lädt die Evangelische Hochschul- und Zentralbibliothek am 16. Mai ein. Impulsvorträge und eine Podiumsdiskussion beleuchten das Thema. Bis zum 13. Mai anmelden!

    Mehr erfahren
  • Datum: 07.05.2024

    Bibelworte zu Muttertag und Vatertag

    Muttertag und Vatertag – für manche nur Kommerz oder ein Partytag, für andere Anlass, sich bei Müttern und Vätern, oder wen sie in ihrem Leben als solche betrachten, zu bedanken. Hier sind Bibelworte zum Thema: Lesen, teilen, oder die Festrede damit beginnen lassen!

    Mehr erfahren
  • Datum: 07.05.2024

    Innovationstag: Acht Thesen zum Weiterdenken

    Rund 1.000 Haupt- und Ehrenamtliche aus der Landeskirche kamen am 4. Mai in Reutlingen zusammen, um Ideen für die Zukunft der Kirche zu diskutieren. Dabei haben die Teilnehmenden auch acht Empfehlungen für die weitere Entwicklung erarbeitet.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.05.2024

    1.000 Menschen feiern Fest der Innovation

    Rund 1.000 Haupt- und Ehrenamtliche aus allen Regionen der württembergischen Landeskirche sind in Reutlingen zusammengekommen, um ihre Ideen für die Zukunft der Kirche zu präsentieren, zu diskutieren und um sich von den Ideen anderer inspirieren zu lassen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.05.2024

    „Gott provoziert Veränderungen und begleitet sie“

    Die Kirchengemeinden hätten viel Gestaltungsspielraum, sagte Anna-Nicole Heinrich (Präses der 13. Synode der EKD) auf dem Innovationstag der Evangelischen Landeskirche in Reutlingen, und ermutigte dazu, ihn zu nutzen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.05.2024

    Kira Geiss: „Kirche ist für mich Lebensfreude"

    Beim Innovationstag der Landeskirche trafen sich Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl und Kira Geiss, Miss Germany 2023 und christliche Influencerin, um über ihre Erfahrungen mit Innovation in der Kirche zu sprechen.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.05.2024

    „One size fits all funktioniert nicht mehr“

    Dr. Klaus Douglass, Direktor der Evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi) betonte auf dem Innovationstag der Landeskirche, Kirche müsse sich von innen heraus erneuern. Es gebe auch zahlreiche Belege für Erneuerung in der Bibel.

    Mehr erfahren
  • Datum: 04.05.2024

    „Hoffnung macht mir die Kirche, die nah bei den Menschen ist“

    Beim Innovationstag der Landeskirche tauschen sich rund 1.000 ehren- und hauptamtliche Teilnehmende über Innovationsideen und -projekte aus und lassen sich in Workshops und Vorträgen inspirieren. Hier finden Sie das Eröffnungsgrußwort von Landesbischof Gohl im Volltext.

    Mehr erfahren
Mehr laden